Europa am Tropf der fossilen Großmächte

Die USA und Russland wollen Europa als Kunden für Gas und Öl. Die Energiewende steht da im Weg. Druckmittel ist die Verteidigungspolitik.

Die Fossilen sind zurück, mit Wucht. Im Nachhinein erscheinen die Jahre 2019 bis 2021 nur als eine kurze Irritation. Fossile Großkonzerne gaben sich plötzlich kleinlaut und propagierten, sie wollten nachhaltiger werden. Sie investierten in Windenergie und PV. Die Diversifizierung ist strategisch unvermeidlich. Das Comeback von Öl und Gas war aber einfacher als gedacht. Es geht um Billionen Dollar. Auf die wollen diejenigen nicht vetzichten, die sie eintreiben können.

Europa ausquetschen, solange es geht

Plötzlich nehmen Trump und Putin Europa in die Zange. Das Ziel: Europa soll das Gas aus den USA und Russland kaufen. Noch ist der Kontinent zahlungskräftig. Deutschland hat Exportüberschüsse durch eine innovative Industrie. Wenn Europa nun eigene Energie produziert, wankt Trumps und Putins Geschäftsplan. Zwar reichen die fossilen Vorräte nur für ein paar Jahrzehnte. Das schnelle Geld wollen sie trotzdem.

Energie ist Macht und Wohlstand

Dazu ein Rückblick: Warum hat es Deutschland zu Wohlstand gebracht? Die Industrialisierung startete dort, wo Energie vorhanden war: im Ruhrpott. Entscheidend war, die Veredelung im Land zu behalten: Vom Stahl bis zum Autowerk. Länder mit Öl-, Kohle und Gas von den USA über Norwegen bis Katar haben es einfach, zu Wohlstand zu kommen. Wertschöpfung, Arbeitsplätze, soziale Verteilung und unternehmensfreundliche Strukturen spielen natürlich genauso eine Rolle.

Die Kohle ist verbraucht

Doch die europäischen Kohle- und Gasvorräte sind fast aufgebraucht. Es gibt zwei Optionen: Weitermachen mit Öl und Gas durch Importe oder eben die Energiewende. Beides kostet Geld. Im ersten Fall zahlen wir dauerhaft, machen uns abhängig und setzen damit die Demokratie aufs Spiel. Im zweiten stehen wir nach ein paar Jahren auf eigenen Beinen.

Die Zeit ist knapp. Denn China macht Europas Geschäftsmodell streitig. Dort wird günstiger produziert. Auch das sorgt für eine Abhängigkeit. Europas Einnahmen könnten einbrechen. Gleichzeitig explodieren die Ausgaben für Verteidigung, Energie und den Sozialstaat.

China macht sich unabhängig vom Öl

Bemerkenswert ist dabei, dass China ebenfalls Öl importieren muss. Um das zu begrenzen, werden Wind- und Sonnenenergie, Batteriespeicher und Elektromobilität ausgebaut wie sonst nirgendwo auf der Welt. China macht sich unabhängig,skaliert die Produktion in atemberaubendem Tempo und gewinnt damit die Technologieführerschaft für die Schlüsseltechnologie der Zukunft. Dass dies weltweit grüne Energie konkurrenzfähig macht und damit Klimaschutz im globalen Kontext erst ermöglicht, ist dabei ein grandioser Mitnahmeeffekt, aber vermutlich nicht die ursprüngliche Motivation.

Wir sind zu bequem

Europa verzichtet derzeit nur aus Bequemlichkeit darauf, die Energiewende schneller voranzubringen. Wird die Politik korrumpiert? Fakt ist, dass die Fossilindustrie erhebliches Geld in Lobbyarbeit steckt. Nichts anderes verbirgt sich auch hinter der AfD, deren Unterstützung durch Russland und die Trump-USA offensichtlich ist. Debatten um Migration, Fleischkonsum oder das Gendern lenken vom Kernziel der Rechtspopulisten ab. Letztlich geht es darum, Deutschland und Europa zu verkaufen. Autokratische Strukturen erleichtern das.

Teile der CDU mögen die Vorteile der Energiewende begriffen haben. Die Bekenntnisse zum Klimaschutz sind dagegen auf dünnem Eis gebaut. Die Union verhält sich opportunistisch, da eine offene Abkehr vom Klimaschutz momentan für Kritik sorgen könnte. Sobald CO2-Preise auf das nötige Maß steigen, dürfte aber der Widerstand wachsen, solange kein Klimageld eingeführt ist. Erstaunlich, dass diese einfache Lösung gemieden wird. Aber die CDU steht auch durch die AfD-Erfolge unter Druck. So erklären sich Verbrenner-Politik und die Begeisterung für Gas-Kraftwerke, die ein großes Minus-Geschäft sind. Das Geld bleibt nicht im Land. Genau das will Trump.

Ohne Gas keine NATO

Ein massives Druckmittel Trumps ist dabei die Verteidigungspolitik. Ohne Gas keine NATO. Folglich investiert Europa Billionen in die Rüstung, um sich im Notfall alleine verteidigen zu können. Paradox dabei: Trump drängt auch darauf, Rüstungsgüter in den USA zu kaufen. Das kann er, solange Europa abhängig ist. Es ist ein Teufelskreis: Genau diese Abhängigkeit wird sich mit dem Einkauf von US-Rüstung verlängern. Die USA, Russland und China stehen somit plötzlich alle gegen Europa. China unterstützt Russland zwar nur taktisch, um letztlich auch dort eine Vorherrschaft zu erreichen und die eigene Stärke durch den Druck auf Europa auszubauen. Der Traum einer wohlmeinenden, friedlichnen und globalisierten Weltgemeinschaft, die an einem Strang zieht, weicht aber gerade einer Desillusionierung.

Europäische Unabhängigkeit

Fazit: Der Wohlstand in Europa lässt sich nur sichern, wenn wir bei Energie und Rüstung unabhängig werden. Das ist ein gewaltiger Kraftakt, den wir aus Bequemlichkeit momentan noch mit angezogener Handbremse angehen. Die Alternative wäre Europa als abhängiges Billiglohngebiet ohne Bodenschätze und vermutlich mit einer autokratischen Regierung.

Deutsche Energie für Deutschland

Die Politik könnte ruhig etwas offensiver diese Lage kommunizieren. Sie scheut davor zurück, weil große Teile der Bevölkerung lieber in Ruhe gelassen werden wollen. Das Narrativ, es könne alles wieder so werden, wie es war, verkauft sich besser, obwohl es unrealistisch ist. Das Streben nach Unabhängigkeit und nationaler Stärke könnte dagegen breite Wählerschichten überzeugen.


von Peer-Axel Kroeske 29.11.2025
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